So fangen die Mahlzeiten gut an

”Abendessen ist fertig, Mädels!” – Dieser Satz kann für mich mit ein wenig Nervosität verbunden sein.

Ich weiß nie, welche Reaktionen er auslöst. Manchmal kommen meine Töchter im Alter von zwei und vier Jahren fröhlich angelaufen, setzen sich an den Tisch und essen mit größter Zufriedenheit.

An anderen Tagen kommt meine Älteste fröhlich zu Tisch, doch kurz danach liegt sie auf dem Boden und weint. Ich habe etwas anderes serviert, als sie sich vorgestellt und worauf sie gehofft hatte. Und dann gibt es all die anderen Tage, an denen meine Jüngste völlig zusammenbricht, sobald ich sage, dass wir jetzt essen.

Konflikte bei den Mahlzeiten handeln (fast) nie vom Essen, sondern vom Situationswechsel.

Meine beiden Kinder essen sehr gerne und sind zwei coole, mutige Mädchen, die alles probieren, was auf den Tisch kommt. Und wenn alle sich erst einmal beruhigt haben, wieder fröhlich sind und sich geborgen fühlen, haben wir (fast) immer eine gemütliche Mahlzeit. Bei ihren Reaktionen geht es also im Grunde nicht um das Essen als solches oder die Situation des gemeinsamen Essens.

Es geht (vor allem was meine Jüngste betrifft) darum, dass es ihnen schwerfällt, von einer Beschäftigung zur anderen zu wechseln. Meine älteste Tochter hat gleichzeitig das große Bedürfnis, ziemlich detailliert wissen zu müssen, was passieren wird. Es genügt ihr nicht zu wissen, dass wir bald essen, sondern sie muss auch wissen, was wir essen werden.

Aus einem völlig anderen Grund kauften wir vor einigen Woche die Piktogramme von CIHA. Wir hatten lange darüber nachgedacht, Piktogramme als ein Hilfsmittel zu gebrauchen, um die Tagespläne und festen Routinen vorhersagbarer und überschaubarer zu machen. Unseren Kindern geht es ganz deutlich am besten, wenn sie den Tagesplan kennen und wissen, was der nächste Schritt ist.

”Ich möchte jetzt Zähne putzen”

In der Praxis verwenden wir die Piktogramme so, dass ich am Abend die relevanten Bilder heraussuche und sie in einem Stapel auf dem Esstisch bereitlege.

Am Morgen schauen wir sie uns gemeinsam an und legen sie in einer Reihe nebeneinander. Die Piktogramme helfen uns, darüber zu sprechen, wie der heutige Tag verlaufen wird und was wir alles machen müssen, bevor wir aus dem Haus gehen können.

Wir erleben, dass diese Gespräche, kombiniert mit dem visuellen Element, den Kindern helfen, zu verstehen und zu akzepieren, dass wir nicht sofort zum Schwimmbad fahren können, sondern dass es eine Reihe praktischer Dinge gibt, um die wir uns zuerst kümmern müssen.

Mitbestimmung und Verantwortung

Die Kinder bestimmen die Reihenfolge mit. Sie können sehen, dass sie sowohl Zähne putzen müssen als auch angezogen sein müssen, aber sie bestimmen selber, was zuerst getan werden soll. Das Gefühl, mitbestimmen zu dürfen und mitverantwortlich zu sein, macht den Prozess leichter für sie – und zusätzlich stärkt es das Selbstwertgefühl des Kindes, Einfluss zu haben.

Nachdem die Kinder dann die verschiedenen Aufgaben ”erledigt” haben, drehen sie die Bilder um. Das nehmen sie sehr ernst. Wir erleben sogar, dass sie in den Aufgaben unbedingt weiterkommen wollen. Vorher ist es für uns schwierig gewesen, die Kinder dazu zu bringen zu akzeptieren, dass man Pipi machen, Zähne putzen und sich anziehen muss, bevor man morgens aus dem Haus geht.

Natürlich bedeutet das nicht, dass jetzt alles wie geschmiert läuft. Aber die Piktogramme sind uns zweifellos eine große Hilfe und machen die Morgen- und Abendroutine für die ganze Familie leichter.

Und dann fanden wir schnell heraus, dass die Piktogramme auch ein wirklich gutes Hilfsmittel sind, wenn das Abendessen nicht schiefgehen soll.

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Brücken bauen mit visueller Kommunikation

Am Nachmittag suche ich wieder die relevanten Bilder heraus und spreche mit den Kindern darüber, was weiterhin passieren soll.

Kinder haben kein Zeitgefühl wie wir Erwachsenen, aber die Piktogramme helfen ihnen, ein Überblick darüber zu bekommen, wo die Mahlzeiten liegen im Verhältnis zu den anderen Aktivitäten. Wir kommen regelmäßig zu den Karten zurück, schauen sie uns an und reden darüber, dass wir bald aufhören müssen zu spielen oder fernzusehen, um Abendessen zu essen.

Es ist wichtig, zur Welt der Kinder eine Brücke zu schlagen, um ein sicheres und liebevolles Rahmenwerk zu schaffen. Das ist entscheidend dafür, dass eine Mahlzeit ein gutes Erlebnis wird.

Bei Mahlzeiten geht es um viel mehr als ums Essen. Ein trauriges oder gestresstes Kind wird selten Lust haben zu essen. Wir können auf verschiedene Arten Brücken bauen, z. B. indem wir uns aktiv an ihrem Spiel beteiligen bis es Zeit ist zu essen oder indem wir sie einbeziehen ins Essenkochen oder Tischdecken. So bekommen sie Einfluss und fühlen sich beteiligt.

Und dann verwenden wir die Piktogramme als Werkzeug, um besser in Kinderhöhe zu kommunizieren.

Der Blogbeitrag wurde von Signe Larsson geschrieben. Sie ist klinische Diätistin, MA in Gesundheitsförderung, zweifache Mutter, zur Zeit mit dem jüngsten Kind zu Hause.

kontaktminimaver@gmail.com

Eine Antwort zu “So fangen die Mahlzeiten gut an”

  1. Funktionieren diese piktogrammen auch für autistischen Kinder, wenn die zum Arzt gehen, um zu klären, was wird passiert??
    z.B. Untersuchung, Blutentnahme, oder dass die Kinder selber zum Arzt erklären könnten, was die haben? z.B Bauchschmerzen, Husten, Fieber??
    Es wäre ideal für Eltern und Kinderärzte.

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