Kinder und Zeitgefühl 

„Ja das machen wir später“, „Wir gehen erst nachher auf den Spielplatz“ …

Dies sind Sätze die jeder von uns so oder so ähnlich schon einmal im Umgang mit Kindern gesagt hat. Auf den ersten Blick scheint hierbei auch nichts ungewöhnlich zu sein, aber dennoch gibt es einen Haken: Kinder besitzen noch kein „erwachsenes“ Zeitgefühl und daher fällt es ihnen schwer Begriffe wie ‚später‘ oder ‚nachher‘ interpretieren zu können. Um bei diesem Problem ein wenig Abhilfe zu schaffen schauen wir uns heute gemeinsam die Piktogrammkärtchen an. 

Aber beginnen wir doch einmal von vorne. Ich bin zwar keine Mutter, aber Erzieherin und habe somit auch schon viele unterschiedliche Situationen und Tagesabläufe mit Kindern erlebt. Besonders an Tagen an denen ein besonderes Ereignis stattfindet, sind die Kinder immer sehr aufgeregt und fragen öfters mal nach, wann es denn endlich soweit ist. Bei mir in der Förderschulklasse war es beispielsweise einmal das gemeinsame Toben in der Turnhalle. Doch wenn ein Kind dich fragt, wann es denn nun endlich soweit ist, was antwortet man dann? „Ja wir gehen nachher turnen“ oder „Warte noch einen Moment, es ist bald soweit.“!? Öfters bekam ich nach solchen Antworten einfach ein „Okay.“, aber dieses ‚Nachher‘ oder ‚Bald‘ hatte den Kindern auch nicht mehr Klarheit verschafft. Sie akzeptieren es einfach und vertrauen darauf, dass die Erwachsenen dafür sorgen, dass das Ereignis irgendwann stattfinden wird. Diese Lösung empfinde ich allerdings als nicht wirklich ideal, da ich möchte, dass Kinder an den Gruppenprozessen und Tagesabläufen selbstwirksam teilhaben können und sich nicht immer nur darauf verlassen müssen, was wir Erwachsenen ihnen sagen. Um hier die Verbindung zu schaffen nutze ich gerne diese kleinen Helfer: Piktogrammkärtchen. 

Piktogramme sind zusammengefasst nichts anderes, als Abbildungen (in diesem Fall auf Kärtchen gedruckt) von verschiedenen Gegenständen, Tätigkeiten, Wörtern … so ziemlich Allem was man sich vorstellen kann. Sie helfen den Kindern dabei das Gehörte zu visualisieren und sich somit ein ganzheitliches Bild machen zu können. Aber vielleicht stellt sich jetzt der eine oder andere die Frage „Wie stellt man Wörter wie ‚nachher‘ bildlich dar?“ Sicherlich gibt es auch für diese Wörter Piktogramme, aber wir machen es uns ein wenig einfacher. Um das Zeitgefühl der Kinder zu unterstützen, visualisieren wir einfach ihren gesamten Tagesablauf. „Okay, aber wofür das Ganze? Die Uhr können die Kinder noch nicht lesen, wie sollen sie dann ihren Tagesablauf verstehen?“ Berechtigte Frage, doch die Antwort ist ganz einfach: indem wir jede Tätigkeit zusammengefasst in einem Bild darstellen, ergibt sich für die Kinder eine Reihenfolge, welche sie selbstständig und ohne die Hilfe von Uhrzeiten oder Erwachsenen nachverfolgen können. Da ich auch eine der tollen Erweiterungen der Piktogramme mit dem Thema ‚Schule‘ besitze, zeige ich euch im Folgenden wie beispielsweise der Alltag in einer Förderschulklasse aussehen kann. 

Nach dem Morgenkreis wird erst einmal gemeinsam gefrühstückt und anschließend gespielt, nebenbei hören wir ein wenig Musik. Im Anschluss findet die erste Pause statt. Nach der Pause gibt es ein wenig Deutschunterricht und danach wird gemeinsam geturnt, bevor es zum Mittagessen geht. 

Nach dem Mittagessen findet die zweite Pause statt. Nach dieser Pause gibt es unterschiedliche Angebote wie gemeinsames Lesen oder Malen, bis alle Kinder mit dem Schulbus nach Hause gebracht werden. 

 

Wenn diese Reihenfolge frei zugänglich und auf Augenhöhe der Kinder im Klassenzimmer platziert wird, können sie so ganz alleine zu jeder Tageszeit nachverfolgen, was sie gerade tun und was als nächstes passiert. Idealerweise wird dieser Ablauf zu Beginn des Tages einmal mit allen Kindern besprochen, um die Ereignisse des Tages vorhersehbarer zu machen und den Kindern so Sicherheit zu geben. Dieses Prinzip kann natürlich genau so in den gemeinsamen Familienalltag übertragen werden und sorgt dort für den gleichen Effekt: bei den Kindern entsteht das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Sie können selbst voraussehen, was als nächstes passiert, ohne auf die Hilfe von anderen Personen angewiesen zu sein. 

Aber nicht nur beim Visualisieren des Tagesablaufes können Piktogramme eine große Hilfe sein, sondern auch zur Darstellung sämtlicher Abläufe die uns im Alltag begegnen. ‚In welcher Reihenfolge ziehe ich mich an?‘ oder ‚Ich gehe morgens ins Badezimmer, an was muss ich alles denken?‘. Diese und weitere Fragen können auch ganz einfach mit den Piktogrammen beantwortet werden, indem die passenden Kärtchen einfach an den Ort des Geschehens (hier beispielsweise das Kinderzimmer oder das Badezimmer) auf Augenhöhe des Kindes angeheftet werden. Dies sorgt zudem für mehr 

selbstständiges Handeln im Alltag, da die Kinder nun nicht mehr auf Jemanden angewiesen sind, der ihnen sagt, was sie als nächstes tun müssen. Die passenden Kärtchen hierfür sind vor allem in der Erweiterung „Instruktionen“ zu finden. 

 

 

Wie ihr seht, gibt es viele Möglichkeiten Piktogramme im Alltag einzusetzen und diese können natürlich auch beliebig erweitert werden. Ob man nun ein Spiel daraus entwickelt oder einfach über die Abbildung in den gemeinsamen Austausch tritt, der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Aus beruflicher Sicht kann ich sagen, dass Piktogramme mir bei meiner Arbeit schon sehr oft geholfen haben, um eine Verbindung zwischen mir und den Kindern zu schaffen und sie mehr in das Geschehen einbinden zu können. Und selbstverständlich schaffen sie nicht nur eine Verbindung zwischen den Kindern und dem Tagesgeschehen oder zwischen Kindern und Erwachsenen, sondern auch von Kind zu Kind. So fällt es sprechenden und nichtsprechenden Kindern beispielsweise auch leichter miteinander zu kommunizieren und in den Austausch zu treten, was die Welt schrittweise zu einem Ort macht, an dem jeder willkommen ist mit allem was er mitbringt. 

Vielleicht konnte ich euch ja auch davon überzeugen, diese kleinen bunten Bildkärtchen einmal selbst zu nutzen und zu schauen, welche Wirkung sie bei euren Kindern haben!? Besonders die hier verwendeten Bildkarten sind dafür sehr gut geeignet, da sie robust und ansprechend gestaltet sind. Gerade die liebevolle Gestaltung sorgt für viel Motivation und Freude bei der Anwendung und dies wiederum sind einige der wichtigsten Aspekte bei der erfolgsorientierten Zusammenarbeit mit Kindern. Aus diesem Grund lege ich euch die Piktogrammkarten von Ciha wirklich ans Herz und hoffe, dass sie bald auch in eurem Alltag zum Einsatz kommen. 

Alles Liebe, 

Celina @lebenspielendlernen 

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